Bach im Wald

Presseartikel zur Informationsveranstaltung zum nachhaltigen Umbau der Fernwärmeversorgung in Großkrotzenburg

Ein Projekt mit Signalwirkung

Rund 150 Bürgerinnen und Bürger informierten sich trotz der heißen Temperaturen am Dienstagabend bei einer Veranstaltung im Limesforum über den Umbau der Fernwärmeversorgung in Großkrotzenburg. Die Planungen der Gemeindewerke Großkrotzenburg könnten zu einem hessischen Vorzeigeprojekt in Sachen Energiewende und nachhaltiger Wärmeversorgung werden.

Bei der vom Bürgerforum Energiewende der LEA LandesEnergieAgentur Hessen organisierten und moderierten Veranstaltung stellte Horst Prey, Geschäftsführer der Gemeindewerke, den aktuellen Planungsstand und Zeitplan vor. Laut dem Konzept soll die Fernwärme künftig möglichst regenerativ und zu einem großen Teil über Großwärmepumpen im Main erzeugt werden, die wiederum über eine Photovoltaikanlage mit Strom versorgt werden. Zur Spitzenlastabdeckung sind zudem eine Biomasseanlage und ein Blockheizkraftwerk auf dem Gelände des Staudinger Kraftwerks vorgesehen. Der zunächst noch vorhandene Anteil fossiler Brennstoffe soll sukzessive reduziert werden. Derzeit bereiten die Gemeindewerke die Umsetzung vor. „Mit den aktuellen Planungen komme man beim Umstieg auf erneuerbare Energien schon ein großes Stück voran“, so Prey. „Um die Energiewende erfolgreich umzusetzen, müsse das Konzept kontinuierlich erweitert werden.“ „Die Energiewende ist kein Weitsprung, sondern ein Dreisprung“, bekräftigte Dr. Andreas Brors, Geschäftsführer der EAM EnergiePlus GmbH. Das auf nachhaltige Energiekonzepte spezialisierte Unternehmen, das gemeinsam mit den Gemeindewerken die Anlage errichten wird, soll auch die technische Betriebsführung übernehmen.

Marcus Dribbisch vom Ingenieurbüro Hoffmann und für die Machbarkeitsstudie der Planungen verantwortlich, hob hervor, dass allein ein Drittel des Wärmebedarfs bereits in der ersten Ausbaustufe über die Großwärmepumpen und damit über das Mainwasser gewonnen werde.

Unterstützung findet das Projekt auch in der hessischen Landesregierung: „Die Planungen der Gemeindewerke sind ambitioniert und die notwendige Antwort auf die aktuellen energiepolitischen Herausforderungen. Das Besondere an dem Leuchtturmprojekt ist, dass im Bestand und laufenden Betrieb die Wärmeversorgung auf einen großen Anteil von erneuerbaren Energien umgebaut wird“, sagte Klaus Gütling vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen.

Der Vorsitzende der Gemeindevertretung Großkrotzenburg Armin Klab betonte auch im Namen der erkrankten Bürgermeisterin Theresa Neumann, dass die Gemeinde Großkrotzenburg das Projekt in allen Belangen unterstütze. „Langfristig wird der Umbau die Wärmeversorgung der Bürgerinnen und Bürger in Großkrotzenburg sicherstellen. Die Gemeinde begrüßt es, dass mit den Planungen auch der Wirtschaftsstandort Großkrotzenburg gestärkt wird.“

Matthias Hube von Uniper, Leiter des Staudinger Kraftwerks, äußerte sich zum aktuellen Zeitplan für die Abschaltung des Kraftwerks. Nach derzeitigem Stand endet der kommerzielle Betrieb von Block 5 im Mai 2023. Nachdem er von der Bundesnetzagentur für systemrelevant erklärt wurde, sei der Kraftwerksblock darüber hinaus bis Ende März 2025 zur Gewährleistung der Netzstabilität betriebsbereit zu halten. Hube betonte die Bereitschaft Unipers, einen Teil zur Energiewende beizutragen. Erst durch die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur und Bereitstellung von Uniper-eigenen Flächen werde das innovative Konzept der Gemeindewerke möglich und für die Kundinnen und Kunden bezahlbar.

Die Bürgerinnen und Bürger stellten bei der Veranstaltung zahlreiche Fragen. Von diesem großen Interesse beeindruckt war Matthias von der Malsburg von der LEA LandesEnergieAgentur Hessen: „Mit Begeisterung habe ich die inhaltlich konstruktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger von Großkrotzenburg heute Abend wahrgenommen. Wir freuen uns über die Vorreiterrolle, die die Gemeindewerke einnehmen, und hoffen, dass sich diesem Beispiel viele weitere Kommunen in Hessen anschließen.“

Als Fazit und klaren Auftrag aus den Wortmeldungen nahmen Horst Prey und Dr. Andreas Brors mit, Möglichkeiten der finanziellen Bürgerbeteiligung zu prüfen. Darüber hinaus kündigten sie an, längerfristig den Anteil an Gas im Fernwärmekonzept soweit wie möglich zu reduzieren, unter anderem mit der Installation einer dritten Wärmepumpe.

Hintergrund

Nach derzeitigem Stand wird das mit Steinkohle betriebene Kraftwerk Staudinger im Mai 2023 seinen kommerziellen Betrieb einstellen. Für den Übergangszeitraum bis September 2024 wird die Fernwärme von Uniper durch den Betrieb von Heizwerken und Hilfskesseln zur Verfügung gestellt. Die Gemeindewerke Großkrotzenburg bauen für die Zeit danach auf ein eigenständiges, umweltfreundliches Fernwärmekonzept – mit einem möglichst großen Anteil an erneuerbaren Energien. In einer im Mai 2022 abgeschlossenen Machbarkeitsstudie wurde ermittelt, wie die Fernwärmeerzeugung in Großkrotzenburg klimaschonend, zukunftsorientiert und bezahlbar gestaltet werden kann.

Bürgerforum Energiewende Hessen

Das Programm unterstützt seit 2014 Kommunen beim Dialog über den Ausbau erneuerbarer Energien und hat das Ziel, die Energiewende zusammen mit den Kommunen und Menschen vor Ort zu gestalten und gemeinsam nach konkreten Lösungen zu suchen. Die LEA setzt das Bürgerforum im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen um.

 

Schaubild zum geplanten Konzept für die eigenen Erzeugungsanlagen

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